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Klausuren stellen eine besondere Anforderung dar, weil hier die Schüler/innen sachlich und methodisch adäquat zu historischen Fragestellungen Stellung beziehen sollen. Denkt daran, dass ihr hier euch auf einem höheren, d.h. elaborierten Sprachniveau artikulieren sollt!! Aussagen wie: "das haben doch wir im Unterricht besprochen" mögen witzig sein, sind aber nicht zielführend, weil ihr euch vorstellen müsst,  für einen anonymen, fachkundigen Leser möglichst klar und systematisch zu schreiben!
 Ich würde jedem empfehlen:
a) in den Richtlinien bzw. Lehrplänen die Aussagen zur Leistungsbewertung und
b) auf  http://www.standardsicherung.schulministerium.nrw.de/abitur-gost/fach.php?fach=12  die Vorgaben, aber auch die Operatoren und Konstruktionsvorgaben zu studieren!

Klausuren können sich eigentlich auf fast jede Textart beziehen, die ihr im Unterricht besprecht, daher ist es wichtig, dass ihr die methodischen Schritte der Interpretation der unterschiedlichen Text- bzw. Materialarten beherrscht.

Dokumente:   Überreste, die im Prozess der Geschichte hinterlassen wurden, ohne der Nachwelt Botschaften übermitteln zu wollen.  Beispiele für schriftliche Dokumente: Urkunden, Akten, Inschriften, Briefe, Reden, Flugblätter, Plakate, Denkschriften, Berichte und Kommentare in Massenmedien, literarische Zeugnisse.  Beispiele für nichtschriftliche Dokumente: Bauwerke, Münzen, darstellende Kunst, Karten, Bilddarstellungen

Monumente:
  Nachrichten, die für die Betrachter geschaffen wurden, sie sind Botschafter für die spätere Zeit.   Beispiele für sprachliche Monumente: Chroniken, Viten, Gedenkschriften, Memoiren, an die Nachwelt gerichtete Gedenk- und Rechtfertigungsreden   Überschneidungsmöglichkeit mit wissenschaftlicher Sekundärliteratur: Zuordnung abhängig von der Funktion: Erschließung einer vergangenen Zeit oder spezifischen Deutung.

Eine weitere WICHTIGE Textform ist die historische Sekundärliteratur:
Auf der einen Seite gibt es die WISSENSCHAFTLICHE SEKUNDÄRLITERATUR, die an ein fachwissenschaftliches Publikum gerichtet ist (das erkennt man z.B. an der Verwendung vieler Fachtermini, einer komplexen Grammatik etc.). Sie setzt meist schon Kenntnisse und Methodik des Faches voraus. In der Schule werden wir hier insbesondere Texte von Historikern ( hoffentlich von H.U. Wehler, H.A. Winkler und weiteren) finden.
Auf der anderen Seite steht die NICHT-WISSENSCHAFTLICHE SEKUNDÄRLITERATUR, die sich an ein breites Publikum richtet, das sich überwiegend aus Laien (=weniger Kundigen) zusammensetzt. Hier werden in vereinfachter Form häufig historische Situationen aufbereitet ( siehe z.B. die Bücher von Guido Knopp).
Die Klausuren sind natürlich nur Vorschläge und wer Korrekturen oder Verbesserungsvorschläge hat, ist herzlich eingeladen, mir diese zu kommunizieren! Ich wäre wirklich dankbar!
Es dürfte sicher wichtig sein, dass die Klausur aus dem Unterricht hervorgeht und daher werden die enstcheidenden Aspekte sowohl im Bereich der Materialien (Ob Dokument, Monument, Karikatur etc.) als auch des historischen Kontextes im Unterricht angesprochen.

Beispielklausuren 1

Bespielklausur französische Revolution:

Aus einer Rede des Abgeordneten der Nationalversammlung Banarve vom 15.07.1791:
" ... und ich sage: heute ist jede Veränderung verhängnisvoll, heute ist jede Fortsetzung der Revolution unheilvoll. Ich stelle eine Frage, die von nationalem Interesse ist: Werden wir die Revolution beenden oder werden wir sie von neuem beginnen? Wenn Ihr einmal der Verfassung mißtraut, wo wird der Punkt sein, an dem ihr dann einhalten werdet, und vor allem, wo werden Eure Nachfolger einhalten? ... ... Denken Sie daran, meine Herren, denken Sie immer daran, was nach Ihnen geschehen wird! Ihr habt getan, was gut war für die Freiheit und die Gleichheit; keine willkürliche Gewalt ist verschont worden, keine Anmaßung der Eigenliebe, keine widerrechtliche Besitzergreifung von Eigentum ist ungestraft geblieben; Ihr habt alle             Menschen vor dem Gesetz gleichgemacht, Ihr habt dem Staat wiedergegeben, was ihm genommen wurde: daraus ergibt sich diese große Wahrheit, daß, wenn die Revolution noch einen Schritt weitergeht, sie dies nicht ohne Gefahr tun kann; daß auf der Linie der Freiheit die erste Handlung, die noch folgen könnte, die Vernichtung des Königtums wäre; und daß auf der Linie der Gleichheit die erste Handlung, die noch folgen könnte, der Angriff auf das Eigentum wäre (Beifall) . Ich frage all jene, die mich verstehen, all jene, die wie ich meinen daß, wenn die Unruhen wieder beginnen, wenn die Nation noch weitere große Erschütterungen zu erleiden hat, wenn große Ereignisse folgen werden oder auch nur zu befürchten sind, wenn alles, was das Volk in Unruhe versetzt, ihm allmählich zur Selbstverständlichkeit wird, wenn der Einfluß des Volkes sich weiterhin in den politischen Ereignissen geltend macht; ich frage all jene, sage ich, die wissen, daß, wenn die Dinge so verlaufen, die Revolution nicht beendet ist; ich frage Sie: Gibt es noch eine andere Aristokratie zu zerstören als die des Eigentums? Es ist also jetzt wahrlich an der Zeit, die Revolution zu beenden; sie erhält also erst heute ihren eigentlichen großen Charakter; es ist also an dem, daß die Revolution den Augen Europas und der Nachwelt als etwas gelten wird, das entweder für die französische Nation oder für einige Individuen gemacht worden ist; wurde sie für die Nation gemacht, dann muß sie in dem Augenblick anhalten, da die Nation frei ist, da alle Franzosen gleich sind; setzt sie die Unruhe jedoch fort, dann ist sie nur noch der Nutzen einiger Männer, dann ist sie entehrt, dann sind auch wir entehrt. Heute, meine Herren, muß jedermann erkennen, daß es im Interesse der Allgemeinheit liegt, daß die Revolution einhält: diejenigen, die verloren haben, müssen einsehen, daß es unmöglich ist, sie rückgängig zu machen und daß es nur noch darum gehen kann, sie zu domestizieren. Entnommen: P. Fischer (Hrsg.), Reden der französischen Revolution, München 1974, S. 136f.    

Aufgaben:
1.    Arbeiten Sie die wesentlichen Grundgedanken Barnaves heraus und charakterisieren Sie seine politische Position!
2.    Vergleichen Sie die Argumentation Barnaves mit der Position der SPD in der Revolution 1918 in Deutschland, ermitteln Sie Gemeinsamkeiten und Unterschiede!
3.    Diskutieren Sie die Möglichkeiten und Probleme dieses historischen Vergleichs!

Was man von Schülern/innen zu diesen Fragestellungen sinnreich erwarten darf, hängt natürlich vom Unterricht ab. Hier ein Vorschlag:

Aufgabe 1
In der Aufgabe 1 sollen die Schüler/innen in einem ersten Schritt im Rahmen einer  Textanalyse die äußeren Merkmale der Quelle bestimmen. Neben der Quellenart ( > öffentliche Rede ) ist die Person des Redners ( Abgeordneter 1791, also Mitglied der verfassungsgebenden Nationalversammlung  [ Assemblée Nationale Constituante ] ) hervorzuheben. In einem weiteren Schritt erfolgt dann eine kurze Textwiedergabe, die die wesentlichen Grundgedanken der Quelle zusammenfassen soll. Die Rede Barnaves enthält folgende wesentliche Grundgedanken: Þ      „jede weitere Fortsetzung der Revolution ist unheilvoll“ Þ      er warnt vor Misstrauen gegen die neue Verfassung, da dann ein (selbst-) zerstörerischer Prozess einsetzen könnte, Þ      er hebt im weiteren Verlauf der Rede die Errungenschaften der Revolution hervor (Z. 9 – 14), die den jetzigen Stand der Verfassung  als ideal erscheinen lassen, Þ      er zieht daraus den Schluß, dass ein Fortsetzen der Revolution zu folgenden weiteren „unliebsamen“ Konsequenzen führen könnte, - Vernichtung des Königtums unter dem Schlagwort Freiheit, - Angriff auf das Eigentum unter dem Schlagwort Gleichheit, Þ      er warnt vor weiteren Unruhen und Erschütterungen, die das Volk zu weitergehenden Forderungen verleiten , die nur zu einer Zerstörung des Eigentums führen können, Þ      daher muss man die Revolution beenden, „da die Nation frei ist, alle Franzosen gleich sind“ (Z. 34f.), Þ      es ist im Interesse der Allgemeinheit, dass die Revolution beendet wird.   Barnave ist damit unter Bezug auf die Unterrichtsergebnisse des Kurshalbjahres 12.1 dem eher konservativen Lager zuzuordnen, das den Entwurf der Verfassung der konstitutionellen Monarchie, der dann am 03.09.1791 in Kraft treten sollte, beibehalten wollte. Die Verfassung von 1791 entsprach dabei primär den Interessen einer eher kleinen gesellschaftlichen Schicht, die durch das Zensuswahlrecht eine breitere Partizipation (u.a. auch der Frauen) verhindern wollte. Bei der Einordnung in den historischen Hintergrund ist darauf zu verweisen, dass die Rede in einer krisenhaften Situation gehalten wurde, da die versuchte Flucht des Königs (21.06.1971) den radikalen Kräften Auftrieb gab. Barnave fürchtet offensichtlich, dass die Radikalisierung der Revolution durch das Volk („Sansculotten“) zu einer unkontrollierten Entwicklung führt. Allgemein sollte die Rede – zumindest im Rahmen des Drei-Phasen-Modells der französischen Revolution – in die 1.Phase eingeordnet werden. Im weiteren Verlauf der Revolution folgt dann die „Schreckensherrschaft“ der Jakobiner, (1793/94), deren Herrschaft sich auf die städtische Unterschicht bzw. die Sansculotten stützt. Als dritte Phase ist das Direktorat zu nennen, das seine Herrschaft eher auf das Großbürgertum stützt. Es ist darauf zu verweisen, dass Barnaves Befürchtungen weitgehend eintreten. Die Aufgabenstellung bezieht sich damit auf den AFB I (insbesondere im Bereich der historischen Einordnung) und den AFB II (Anwendung bzw. Methodik der Quelleninterpretation).  
Aufgabe 2
Im Bereich der Aufgabe 2  sind die Schüler/innen gefordert, die Argumentation Barnaves auf einen anderen historischen Kontext zu übertragen und auf ihre historische Vergleichbarkeit zu untersuchen. Die Aufgabenstellung bezieht sich auf die politischen Weichenstellungen 1918/1919 und im Besonderen auf die Position der SPD, die im Kurshalbjahr 12.2 im Rahmen der Sequenz „Weimarer Republik – ein zum Scheitern verurteiltes Experiment?“ behandelt wurde. Die Schüler/innen sollen in diesem Zusammenhang die Position der SPD kurz referieren. Folgende Aspekte erscheinen hier möglich: Þ      die SPD strebt schon relativ früh eine Kanalisierung der Revolution an (Z.B. Ausrufung der Republik durch Scheidemann  „Ruhe, Ordnung und Sicherheit, das ist das, was wir jetzt brauchen! [...]“ ) Þ      die Bürokratie und Staatsverwaltung bleiben weitgehend unverändert, Þ      es kommt zu einem Bündnis der SPD mit den herrschenden Eliten („Ebert-Groener-Bündnis“), das bereits entscheidende Vorentscheidungen über die zukünftige Politik vorwegnimmt. Insgesamt sollte konstatiert werden, dass auch die SPD - wie Barnave - an einem schnellen Beenden der Revolution interessiert ist, wobei die Motive jedoch divergieren. Im Rahmen der historischen Einordnung ist jedoch auf die konkrete Nachkriegssituation zu verweisen, die eine Konsolidierung der politischen und vor allem auch wirtschaftlichen Lage nahe legte. Die radikalen Kräfte waren 1918/19, wie die Wahlen zu den Arbeiter- und Soldatenräten zeigen, in der Minderheit., so dass der Schluss nahe liegt, die Bevölkerung, bzw. die Allgemeinheit war nicht an radikalen politischen Lösungen interessiert. Weiterhin ist eine weitreichende Partizipation gesellschaftlicher Kräfte an der politischen Meinungsbildung gewährleistet (insb. auch: Einführung des Frauenwahlrechts). Die weitere Entwicklung der Weimarer Republik legt jedoch nahe, dass insbesondere die personellen Kontinuitäten im Bereich der Verwaltung, insbesondere der Justiz, gravierende Folgen hatten, die sich dann in der politischen Krise 1930-33 niederschlugen. Einschränkend sollte angemerkt werden, dass ist die historische Vergleichbarkeit aufgrund der besondern historischen Ausgangslage problematisiert werden muss. Die Aufgabenstellung fordert Leistungen im Bereich des AFB I (historische Kenntnisse), aber auch in besonderer Weise des AFB II (Reorganisation des gelernten Wissens).      
Aufgabe 3  
Die Schüler/innen sollen in diesem Zusammenhang auf die methodischen und inhaltlichen Aspekte einer historischen Komparatistik abheben. Hier sollten insbesondere  die unterschiedlichen Ausgangsbedingungen bzw. die divergenten Aspekte der beiden historischen Konstellationen genannt werden. Unter anderem besteht hier einerseits die Möglichkeit, dass die Schüler/innen die Entwicklung in der 2.Phase der  französischen Revolution als potenzielle Entscheidungsbasis der SPD herausstellen bzw. als historische Grunderfahrung („terreur“, „Revolutionstribunale“ und Radikalisierung“ > Furcht vor einer Radikalisierung) diskutieren. Damit wird u.U. ein kritisches Verständnis der Position der SPD nach 1918 möglich. Von diesem Standpunkt aus eröffnet sich die Chance, die Entscheidungen der historischen handelnden Personen multiperspektivisch zu betrachten. Andererseits ist auf die Problematik der unterschiedlichen sozialen, politischen  ökonomischen und kulturellen Ausgangsbedingungen zu verweisen. Insbesondere wäre in diesem Kontext beispielsweise auf die Trägerschichten der Revolutionen sowie beispielsweise den Krieg als Bedingung hinzuweisen. Der historische Vergleich ist im Rahmen des Unterrichts insbesondere im Kontext der Diskussion eines “deutschen Sonderweges“ thematisiert worden, so dass die kritische Reflexion der Vergleichsmaßstäbe sowie der Gütekriterien (in Anlehnung an die Definitionen der Herrschaft von Max Weber) erwartet werden darf. (Die Aufgabe entspricht in besonderer Weise dem AFB III)  
Bewertung
 
Die Leistungsnote „ausreichend“ kann erteilt werden, wenn Þ      im methodischen Bereich die Arbeitsschritte der Quellenanalyse und  – interpretation weitgehend sachgerecht angewandt werden, Þ      im inhaltlichen Bereich die wesentlichen Aussagen der Quelle erkannt und dargestellt werden, die historischen Kontexte in groben Zügen entwickelt werden und Ansätze einer geschichtstheoretischen Reflexion vorhanden sind.  
Die Leistungsnote „gut“ kann erteilt werden, wenn Þ      im methodischen Bereich eine sachgerechte und detaillierte Analyse und Interpretation der Quelle vorgenommen wird; Þ      die historischen Kontexte sachgerecht und schlüssig dargestellt werden, Þ      eine fundierte kritische Reflexion bzw. Problematisierung der Vergleichskriterien vorgenommen wird.
Ist das nachvollziehbar??????

Beispielklausur Revolution 1848/49

Gerade im Rahmen der Revolution 1848/49 treten Karikaturen als Quelle der historischen Erkenntnis besonders in den Mittelpunkt. Daher soll in dieser Klausur die Interpretation eines nicht-sprachlichen Dokuments geübt werden. Ich bin mir nicht sicher, ob hier nicht zu viele ergänzende Informationen in den Fußnoten gegeben werden, meinen Schülern/innen haben die Infos geholfen.


Klausur Karikatur 1848



Erwartungshorizont Karikatur 1848


Klausuren Weg zum Nationalstaat und Kaiserreich


Ein erstes Beispiel für eine Klausur, die in den Bereich des "langen 19.Jahrhunderts, insbesondere das Deutsche Kaiserreich ab 1871, gehört, stelle ich abrufbar bereit. Ein Schwerpunkt des Unterrichts war und ist die Untersuchung von Herrschaft und Herrschaftstypen in der Geschichte, die von Max Weber wunderbar erklärt werden!

http://de.wikipedia.org/wiki/Herrschaft#Max_Webers_Herrschaftsbegriff 


Wer Vorschläge zur Verbesserung hat, der ist herzlich eingeladen, mir diese zu senden!  Nobody is perfect!
 

Klausur Kaiserreich


Eine Klausur zum wichtigen Thema des politischen Selbstbewußseins der Liberalen 1866 ist hier zu finden. Dieser Aspekt scheint mir insbesondere für den weiteren Verlauf der deutschen Geschichte bedeutsam zu sein, weil sich hier die Unterwerfung des deutschen Bürgertums unter eine "charismatische" (siehe oben) Persönlichkeit (hier: Bismarck, später ...) spiegelt:


Klausur Briefe R.v.Ihering 1866
und der - hoffentlich - passende Erwartungshorizont:


Erwartungshorizont v.Ihering


Ein Beispiel für eine Klausur mit den SP Karikatur zum Thema "Bismarck und seine Herrschaft" findet sich hier:


Klausur Punch 1884 Bismarck als Marionettenspieler


Ein möglicher Erwartungshorizont für diese Klausur - wie immer verbesserungsfähig - ist hier:


Erwartungshorizont Punch 1884


Beispielklausur zum Thema "Industrialisierung und Soziale Frage"


Carl Ferdinand Freiherr von Stumm-Halberg1: Das System “Stumm” (1889):
“(...) Das Aufhören der Autorität der Arbeitgeber (...) erscheint mir um so gefährlicher, als es sich auf die Dauer nicht auf diejenigen Stände beschränken wird, um die es sich hier zunächst handelt. Hat der Arbeiter einmal die Autorität des Arbeitgebers über den Haufen geworfen, unterwirft er sich ihr nicht mehr, lacht er ihn einfach aus, wenn er ihn strafen will, (...) dann wird die Autorität auf anderen Gebieten, in Staat und Kirche sehr bald folgen. (...) Geschieht das aber, wird die Autorität auf der ganzen Linie, in allen Erwerbszweigen zerstört, (...) dann wird da, wo die Autorität am nötigsten ist, in der Armee, es auch nicht lange dauern, bis sie angefressen ist. (...)
Ich für meine Person würde keinen Augenblick länger an Eurer Spitze aushalten, wenn ich an die Stelle meines persönlichen Verhältnisses zu jedem von Euch das Paktieren2 mit einer Arbeiterorganisation unter fremder Führung setzen müßte. (...) Ein solches Verhältnis wie zu einer fremden Macht würden mir schon mein sittliches Pflichtgefühl und meine christliche Überzeugung verbieten. (...) Sollte dies jemals anders und ich in der Tat verhindert werden, den Arbeiter auch in seinem Verhalten außer dem Betriebe zu überwachen und zu rektifizieren3, so würde ich keinen Tag länger mehr an der Spitze der Geschäfte bleiben, weil ich dann nicht mehr imstande sein werde, die sittlichen Pflichten zu erfüllen, welche mir mein Gewissen vor Gott und meinen Mitmenschen vorschreibt. Ein Arbeitgeber, dem es gleichgültig ist, wie seine Arbeiter sich außerhalb des Betriebes aufführen, verletzt meines Erachtens seine wichtigsten Pflichten. (...)
Auf diese Weise hoffe ich, weit über meine eigenen Lebenstage dafür zu sorgen, daß Ihr für die Lockungen der Sozialdemokraten und anderen falschen Propheten unempfänglich bleibt, das ist die beste Wohlfahrtseinrichtung. (...)
Ein wesentliches Kampfmittel, durch welches der wissenschaftliche und pseudochristliche Sozialismus die Sozialdemokratie unterstützt, ist die Legende von der Existenz eines vierten Standes, welcher sich ganz allgemein gegen das Kapital schützen müsse.
Daß der Lohnarbeiter durch staatliche Maßregeln vor immerhin möglichen Ausbeutungen geschützt werden müsse, ist von niemandem lebhafter anerkannt worden als von mir. (...) Diese Tendenz, Euch zu einem vierten Stande zu degradieren, ist geradezu eine Beleidigung des gesamten Arbeiterstandes.”


Paul Göhre4, Drei Monate Fabrikarbeiter (1891):
“(...) Hier prägt sich auch dem Harmlosen klipp und klar der ganze Charakter dieser wie wohl fast aller bestehenden Fabrikordnungen aus. Sie ist deutlich das Produkt der Fabrikleitung, zugeschnitten nach den allein maßgebenden Gesichtspunkten ihrer einseitigen Interessen. Sie ist eine Hausordnung, die der Eigentümer allein nach seinem Willen erläßt und der sich jeder zu fügen hat, solange er als Glied dem Hause angehört.
Es gibt für die Arbeiter gegen solche Arbeitsordnungen keinen anderen wirksamen Protest als den des Austritts aus dem Verband, dem sie Gesetz ist. Ihr Dasein und ihre Gültigkeit bezeichnet in allen Fällen von Bedeutung die vollkommene schweigende Abhängigkeit aller Arbeiter; sie ist der Ausdruck eines absolutistischen Systems, das gerade Gegenteil von wirtschaftlicher Freiheit, die doch das heute herrschende Gesetz im Wirtschaftsleben der Völker sein soll; sie ist eine neue und folgenschwere Ursache der Unselbständigkeit und Unreife des Charakters der heutigen Fabrikarbeiter. (...)“
Beide Texte zitiert nach: Ernst Schraepler (Hrsg.): Quellen zur Geschichte der sozialen Frage in Deutschland. Bd. II: 1871 bis zur Gegenwart. Göttingen — Berlin —Frankfurt/M.2 1964, S. 100ff und S. 46ff

Arbeitsaufträge:
1. Arbeiten Sie auf der Grundlage einer Textanalyse heraus, welche Auffassungen die Autoren v. Stumm-Halberg und Göhre jeweils zum Verhältnis Arbeitnehmer und Arbeitgeber haben.
2. Skizzieren Sie kurz die wesentliche Gründe, die in Deutschland zur Entstehung der Arbeiterschaft geführt haben und ordnen Sie den Standpunkt v. Stumm-Halbergs in das Spektrum weiterer Antworten auf die „soziale Frage“ ein.
3. Diskutieren Sie die These, dass insbesondere die Maßnahmen der Unternehmer und des Staates als „defensive Modernisierung“ zu interpretieren sind!

Verweise:
 1 Carl Ferdinand Freiherr von Stumm-Halberg (1836— 1901), Industrieller und Politiker, führendes Mitglied der Freikonservativen Partei, Mitglied des Reichstags, seit 1882 auch Mitglied des Preußischen Herrenhauses
2 sich solidarisieren; sich mit jemandem verbünden
3 rektifizieren: zurechtweisen, zum richtigen Verhalten veranlassen
4 Paul Göhre (1864— 1928), evangelischer Theologe und Sozialpolitiker, Mitbegründer des Nationalsozialen Vereins, seit 1900 Mitglied der SPD, später Mitglied des Reichstags


Erwartungshorizont Stumm Göhre


Klausur zum Thema IMPERIALISMUS - deutsche Kolonialfrage

Rede von Wilhelm Liebknecht (SPD) vor dem Reichstag 1885:
„Was wird mit der so genannten Kolonialpolitik denn eigentlich bezweckt? Wenn wir dem auf den Grund gehen, so wird als der Zweck hingestellt: Überproduktion und (...)  (...) Übervölkerung zu bekämpfen. (...) Deutschland ist noch lange nicht überbevölkert, bei vernünftiger sozialer Organisation, bei zweckmässiger Organisation der Industriearbeit und bei wissenschaftlichem Betriebe des Ackerbaues könnte Deutschland eine weit grössere Bevölkerung ernähren, als dies heutzutage der Fall ist (...). Und gerade so ist es mit der Überproduktion. Da klagen unsere Fabrikanten, dass ihre Produkte keinen Absatz finden. Ja, meine Herren, warum haben sie keinen Absatz? Weil das Volk nicht kaufen kann, – abermals eine Folge unserer mangelhaften sozialen Verhältnisse; wenn die Sozialreform (...) an der richtigen Stelle ansetzen will, dann muss sie dafür sorgen, dass (...) der Nationalreichtum (...) seine richtige Verteilung findet. (...) Und wird etwa durch die Kolonialpolitik etwas nach dieser Richtung erreicht? Nein, meine Herren. Sie exportieren einfach die soziale Frage. Sie zaubern vor die Augen des Volkes eine Art Fata Morgana auf dem Sande und auf den Sümpfen Afrikas“[1] .  
Arbeitsaufträge:
1.     Arbeiten Sie den Gedankengang Liebknechts heraus und stellen heraus, wie Liebknecht bzw. die SPD zur Kolonialpolitik des Deutschen Reiches steht!
2.     Ordnen Sie die Quelle in ihren historischen Kontext ein, indem Sie die Entwicklung des deutschen Imperialismus beschreiben!
3.     Diskutieren Sie erstens die Thesen Liebknechts vor dem Hintergrund der Motive der deutschen Kolonialisten! Der Imperialismus wird als eine Ursache des Ersten Weltkrieges betrachtet. Erläutern Sie zweitens diesen Ansatz und benennen Sie weitere Ursachen!  
Viel Erfolg!       
[1] Kolb Eberhard (2002) in: Zeitreise 3. Ernst Klett Schulbuchverlage. Stuttgart / Leipzig, 2006, Seite 41.

Ein möglicher Erwartungshorizont ist hier zu finden:

Erwartungshorizont Liebknecht über Imperialismus 1885.doc


Klausuren Erster Weltkrieg und Weimarer Republik

Der "Erste Weltkrieg" oder wie es in Frankreich bis heute heißt "la grande guerre" stellt nach George F. Kennan die "Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts" dar ( https://de.wikipedia.org/wiki/Urkatastrophe_des_20._Jahrhunderts  
Darum ist es bedeutsam - auch angesichts der heutigen globalen Konstellation - sich mit den Ursachen dieser "Urkatastrophe" zu beschäftigen. Die folgende Klausur soll dazu einen Beitrag liefern, wobei sie nicht nur einen Anstoß geben soll, über die Ursachen nachzudenken, sondern auch über das Bewußtsein der Menschen.

Karl Liebknecht: Ablehnung der Kriegskredite (2. Dezember 1914)  
Genosse Liebknecht hat zur Begründung seiner verneinenden Abstimmung (als einziger Abgeordneter des Reichstages - auch der SPD) in der Reichstagssitzung vom 2. dieses Monats dem Reichstagspräsidenten zur Aufnahme in den stenographischen Bericht gemäß § 59 der Geschäftsordnung folgendes überreicht:  

Meine Abstimmung zur heutigen Vorlage begründe ich wie folgt: Dieser Krieg, den keines der beteiligten Völker selbst gewollt hat, ist nicht für die Wohlfahrt des deutschen oder eines anderen Volkes entbrannt. Es handelt sich um einen imperialistischen Krieg, einen Krieg um die kapitalistische Beherrschung des Weltmarktes, um die politische Beherrschung wichtiger Siedelungsgebiete für das Industrie- und Bankkapital. Es handelt sich vom Gesichtspunkt des Wettrüstens um einen von der deutschen und österreichischen Kriegspartei gemeinsam im Dunkel des Halbabsolutismus und der Geheimdiplomatie hervorgerufenen Präventivkrieg. Es handelt sich um ein bonapartistisches[1] Unternehmen zur Demoralisierung und Zertrümmerung der anschwellenden Arbeiterbewegung. Das haben die verflossenen Monate trotz einer rücksichtslosen Verwirrungsregie mit steigender Deutlichkeit gelehrt. Die deutsche Parole „Gegen den Zarismus“ diente – ähnlich der jetzigen englischen und französischen Parole „Gegen den Militarismus“ – dem Zweck, die edelsten Instinkte, die revolutionären Überlieferungen und Hoffnungen des Volkes für den Völkerhass zu mobilisieren. Deutschland, der Mitschuldige des Zarismus, das Muster politischer Rückständigkeit bis zum heutigen Tage, hat keinen Beruf zum Völkerbefreier. Die Befreiung des russischen wie des deutschen Volkes muss deren eigenes Werk sein. Der Krieg ist kein deutscher Verteidigungskrieg. Sein geschichtlicher Charakter und bisheriger Verlauf verbieten, einer kapitalistischen Regierung zu vertrauen, dass der Zweck, für den sie die Kräfte fordert, die Verteidigung des Vaterlandes ist.  Ein schleuniger[2], für keinen Teil demütigender Friede, ein Friede ohne Eroberungen, ist zu fordern; alle Bemühungen dafür sind zu begrüßen. Nur die gleichzeitige dauernde Stärkung der auf einen solchen Frieden gerichteten Strömungen in allen kriegführenden Staaten kann dem blutigen Gemetzel vor der völligen Erschöpfung aller beteiligten Völker Einhalt gebieten. Nur ein auf dem Boden der internationalen Solidarität der Arbeiterklasse und der Freiheit aller Völker erwachsener Friede kann ein gesicherter sein. So gilt es für das Proletariat aller Länder, auch heute im Kriege gemeinsame sozialistische Arbeit für den Frieden zu leisten. Die Notstandskredite bewillige ich in der verlangten Höhe, die mir bei weitem nicht genügt. Nicht minder stimme ich allem zu, was das harte Los unserer Brüder im Felde, der Verwundeten und Kranken, denen mein unbegrenztes Mitleid gehört, irgend finden kann; auch hier geht mir keine Forderung weit genug. Unter Protest jedoch gegen den Krieg, seine Verantwortlichen und Regisseure, gegen die kapitalistische Politik, die ihn heraufbeschwor, gegen die kapitalistischen Ziele, die er verfolgt, gegen die Annexionspläne, gegen den Bruch der belgischen und luxemburgischen Neutralität, gegen die Militärdiktatur, gegen die soziale und politische Pflichtvergessenheit, deren sich die Regierung und die herrschenden Klassen auch heute noch schuldig machen, lehne ich die geforderten Kriegskredite ab.   Berlin, den 2. Dezember 1914. (gez.) Karl Liebknecht   Der (Reichstags-) Präsident hat die Aufnahme dieser Begründung in den stenographischen Bericht abgelehnt, weil in ihr Äußerungen enthalten seien, „die, wenn sie im Hause gemacht wären, Ordnungsrufe[3] nach sich gezogen haben würden“. 
Quelle/  Internetquelle: www.infoladen-wiesbaden.de/index.php?option=com...79...  

Arbeitsaufträge:  
1.     Arbeiten Sie die Position und Argumentation Liebknechts auf der Grundlage einer Textanalyse heraus 2.     und ordnen Sie diese Rede in den historischen Kontext ein, indem Sie Ursachen und Verlauf des Krieges unter Bezug auf die Rede beschreiben!
3.     Diskutieren Sie die These Liebknechts, es habe sich nicht um einen „deutschen Verteidigungskrieg“ (Z.24) gehandelt!  
 
[1] Nach marxistischer Lesart ist für den Bonapartismus kennzeichnend, dass er dem Bürgertum die Freisetzung der Wirtschaftskräfte gegen eine zusehends erstarkende Industriearbeiterschaft sicherte, jenem aber die eigentliche politische Macht vorenthielt, die in der Hand des bonapartistischen Staatsmannes konzentriert blieb.
[2] schneller
[3] Sanktionen = Bestrafung


Eine Klausur zum Ende des Ersten Weltkriegs und zur Einstellung der konservativen Eliten des Kaiserreichs (hier Offizierscorps) ist hier einzusehen:



Klausur v. Thaes über Ludendorf 1918



Erwartungshorizont v. Thaer 1918




Klausur F. Ebert 1919



Erwartungshorizont Ebert 1919


Eine (mögliche) Klausur zum Thema "Scheitern der Weimarer Republik" folgt hier:
Um die Verfassung ( Vossische Zeitung Nr. 38 vom 11. August 1932; Auszug):
 "In der äußeren und seelischen Erschütterung unserer Tage bringen nicht allzu viele Deutsche die rechte Stimmung für eine Verfassungsfeier auf. Manche feiern in diesem Jahr die Verfassung wie den letzten Geburtstag eines dem Tode geweihten Familienmitglieds. Andere, die seit zwölf Jahren sich nicht genug tun konnten, auf die offenbaren Mängel und Schwächen dieser Verfassung hinzuweisen, behandeln sie heute schon als endgültig überwunden und vergessen in ihrer Freude zuweilen, daß der entscheidende Bruch mit der Verfassung denn doch noch nicht vollzogen ist. Das Werk von Weimar beruht auf der idealistischen Auffassung, daß in Deutschland immer eine Mehrheit vernünftiger Wähler und Volksvertreter da sei, denen es darum zu tun ist, eine Regierungsarbeit mitverantwortlich zu unterstützen. Es ist anders gekommen. Der Engländer wählt eine arbeitsfähige Parlamentsmehrheit, der Deutsche, dieser ewige "Protestant", wählt, um seine augenblickliche politische Überzeugung kundzutun, die in der Regel aus Verärgerung besteht, zum Beispiel darüber, daß sein früher gewählter Kandidat inzwischen in der oder jener Spezialfrage eine andere Auffassung vertreten hat. Trotzdem hat die Aera Brüning bewiesen, daß die geltende Verfassung den wechselnden Erfordernissen auch stürmischer Zeiten gerecht werden kann.[...] Für unruhige Notzeiten braucht jede Verfassung ein Ventil, das den treibenden Kräften andere Wege weist, und ein Organ der Ruhe und Stabilität. Wenn wir nach diesen Gesichtspunkten die geltende Verfassung prüfen, so wird sie in größerem Maße ewigen Grundsätzen gerecht, als der Parteienstreit wahrhaben will. Die Rufer im Kampf gegen das System kommen an der Notwendigkeit irgendeines eigenen Systems nicht vorbei. [...] Seit dem Ende der Aera Brüning ist der Glaube an die Haltbarkeit der Verfassung zweifellos durch mancherlei Vorkommnisse geschwächt worden. Da die Öffentlichkeit sich zum größeren Teil über die wirklichen Gründe unserer katastrophalen Wirtschaftslage im unklaren befindet, ist es nicht verwunderlich, daß sich manche von einer Veränderung der staatsrechtlichen Ordnung rasche Besserung erhoffen. Innerhalb der nationalsozialistischen Bewegung gibt es zweifellos revolutionäre Elemente. Die Terrorakte, die sich in verstärktem Maße seit der Wahlnacht unter Verhöhnung des verordneten Burgfriedens durch das Reich hinziehen, sind zum Teil durch organisierte Nationalsozialisten verursacht. Hitler ist kein Revolutionär. Er glaubt an die Machtergreifung durch den Stimmzettel. Aber die aufgepeitschten Gefühle jugendlicher Anhänger und sonstiger tatenfroher Elemente möchten den legalen Weg abkürzen, nehmen ihn wohl auch nur als Tarnung der eigenen Ziele, und wenn einmal für den Fall des Losschlagens Kampftrupps gebildet sind, muß eine Enttäuschung über die Langsamkeit des verfassungsmäßigen Weges, über die Nichterreichung der notwendigen 51 v. H. (zu Verfassungsänderungen würden es sogar 67 v. H. sein müssen) die Disziplin der Führung gegenüber lockern. Wer will denn in Wirklichkeit kontrollieren können, was sich in Millionen erregter Anhänger für Gedanken und Entschlüsse bilden! [...]     (Zitiert nach : H. Michaelis E. Scharender (Hg.) Ursachen und Folgen. Vom deutschen Zusammenbruch 1918 und 1945 bis zur staatlichen Neuordnung Deutschlands in der Gegenwart. Band 7, Berlin o.J., S. 128 ff.)  
Arbeitsaufgaben:
1.     Fassen Sie die wesentlichen Aussagen des Textes zusammen und arbeiten Sie die Position von G. Treviranus gegenüber der Weimarer Verfassung heraus.
2.     Skizzieren Sie im Rahmen einer historischen Einordnung die politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Verhältnisse, auf die Treviranus abhebt, wenn er einleitend „von der Erschütterung unserer Tage“ spricht !
3.     Diskutieren Sie den Standpunkt des Autors auf dem Hintergrund der weiteren politischen Entwicklung !  
(1)Treviranus, Gottfried Reinhold (1891 – 1971), deutscher Politiker, 1924 – 1932 Mitglied des Reichstags, bis 1929 DNVP, in den Reichsregierungen 1930 – 1932 unter Brüning Minister in verschiedenen  Ressorts. Emigration nach Hitlers Machtergreifung, Rückkehr nach Deutschland 1949

Ein möglicher Erwartungshorizont für diese Klausur wäre:

  Aufgabe 1  
In der Aufgabe 1 sollen die Schüler/innen in einem ersten Schritt im Rahmen einer Textanalyse die äußeren Merkmale der Quelle bestimmen. Neben der Quellenart ( schriftliches DOKUMENT > öffentliche Erklärung > Zeitungsartikel ) ist Gottfried Reinhold Treviranus als Verfasser herauszustellen. Er war  Minister in der Regierung Brüning, seit 1924 Mitglied des Reichstages und gehörte bis 1929 der DNVP an. Auf der Grundlage dieser Daten ist der Schluss naheliegend, dass Treviranus der Republik zumindest loyal gegenüberstand.
In einem weiteren Schritt erfolgt dann eine kurze Textwiedergabe, die die wesentlichen Gedanken der Quelle zusammenfassen soll. Hier sind folgende Aussagen als wesentlich einzustufen:
Þ     Der Verfasser kritisiert die Reichsverfassung wegen ihrer „idealistischen Auffassung, dass in Deutschland immer eine Mehrheit vernünftiger Wähler und Volksvertreter da sei“, und spielt damit auf die plebiszitären Elemente und die instabilen Mehrheitsverhältnisse im Parlament an.
Þ    Andererseits ist die Verfassung für Treviranus durchaus geeignet, den „wechselnden Erfordernissen durch stürmische Zeiten gerecht“ zu werden.  Von besonderer Bedeutung sind in  diesem Zusammenhang der Artikel 48 und das Institut des Reichspräsidenten, die die wesentlichen Grundpfeiler der Regierung Brüning darstellen.
Þ    Treviranus kommt zu dem Schluss, dass es weniger die Mängel der Verfassung sind, die man für die Krise der Republik verantwortlich machen kann, sondern vielmehr die ökonomischen Probleme im Zuge der Weltwirtschaftskrise.
Þ    Der Verfasser geht davon aus, dass die nationalsozialistische Bewegung unterschiedliche Konzepte gibt. Þ    Eine revolutionäre Bedrohung durch die nationalsozialistische Bewegung betrachtet der Verfasser  nur als sehr bedingt gegeben, obwohl „es zweifellos revolutionäre Elemente“ in der Bewegung gibt. Treviranus sieht einen Widerspruch zwischen Hitler, der den legalen Weg per Stimmzettel zur Machtergreifung gehen will, und den Interessen der jugendlichen Anhänger, die den legalen Weg abkürzen wollen.
Þ    Auf Grund dieser unterschiedlichen Orientierung sieht Treviranus eine Möglichkeit, dass sich die Disziplin der Führung gegenüber lockert, wobei er Hitler nicht zutraut, diese Kräfte zu binden.  
Die Aufgabenstellung bezieht sich auf die Anforderungsbereiche I und – im Rahmen der Quelleninterpretation – II.  
Aufgabe 2   Im Rahmen der historischen Einordnung ist auf folgende Aspekte zu verweisen:
Þ    Die These von Treviranus von der „Erschütterung unserer Tage“ ist vor allem auf zwei gravierende Ereignisse zurückzuführen. Zum einen ist hier der Tod Stresemanns am 03.10.1929 zu nennen, zum anderen der Beginn der Weltwirtschaftskrise mit dem „Schwarzen Freitag“ an der New Yorker Börse am 24.10.1929. Þ    Mit Stresemann verlor die Republik eine entscheidende politische Integrationsfigur, so dass in der Folgezeit die latenten Spannungen und Interessengegensätze im Parlament zum Ausbruch kamen. Als Konsequenz erfolgte Ende März 1930 der Rücktritt der letzten Regierung, die von einer parlamentarischen Mehrheit getragen wurde.  Die Regierung Brüning, der auch Treviranus angehörte, war eine Präsidialregierung. Hier ist die Aussage des Verfassers, „dass der entscheidende Bruch mit der Verfassung denn noch nicht vollzogen ist“, obwohl formalrechtlich korrekt, jedoch das fundamentale Prinzip des demokratisch-rechtsstaatliche Systems der Gewaltenteilung aushöhlend,  kritisch zu hinterfragen.
Þ    Der Verlust der parlamentarischen Legitimation der Regierung bzw. der Konsensfähigkeit in der Mitte des Parteienspektrums führte zu einer Radikalisierung an den Flügeln, wobei insbesondere die NSDAP und die KPD in den Mittelpunkt traten. Es entwickelte sich auf beiden Flügeln des Parteienspektrums eine antiparlamentarische und antidemokratische Fundamentalopposition, die gegen das „System von Weimar“ gerichtet war.
Þ    Die Präsidialkabinette stellen einen Versuch dar, die ungeliebte Republik in ein autoritäres Präsidialsystem umzuwandeln.
Þ    In diesem Kontext wird Hitler von den alten konservativen Eliten zunehmend akzeptiert und es werden schließlich mit Hilfe von Papens und eines Teils der Großindustrie, die einen Linksruck in der deutschen Politik befürchtete, die Weichen für eine Kanzlerschaft Hitlers gestellt.
Þ    Der offene Bruch mit der Weimarer Verfassung wurde durch die Verabschiedung des Ermächtigungsgesetzes am 23.03.1933 vollzogen, wobei man auch den "Preußenschlag" (=Absetzung der legitimen, kommisarischen Regierung Preußens durch Reichskanzler Franz von Papens) 1932 als ersten Staatstreich werten kann.
Þ    Die Etablierung der Herrschaft Hitlers wurde nach dem Tode Hindenburgs durch die Übernahme des Amtes des Reichspräsidenten und den Oberbefehl über die Reichswehr vollendet.  
Die Aufgabenstellung fordert Leistungen im AFB I ( historische Einordnung) als auch AFB II ( Reorganisation des gelernten Wissens).                           
Aufgabe 3   Die Aufgabe lässt folgende Aussagen erwarten:  
Treviranus sah die revolutionäre Beseitigung der Republik und den Aufbau des Führerstaats nicht voraus, konnte es wohl auch nicht, da er wie viele konservative Politiker der Zeit der Person Hitlers wie auch dem Charakter des Nationalsozialismus zu "naiv" gegenüberstand. Er konnte sich die Brutalität des Terrors ebensowenig vorstellen wie die Schwäche der alten Eliten, die diesem Terror nichts entgegensetzen konnten. Die Bedeutung der Abkehr von der parlamentarischen Legitimation der Regierung zum System der Präsidialkabinette wird von Treviranus unterschätzt. Er glaubte sicher auch, dass durch die Einbindung Hitlers in eine konservative Regierung der nationalsoziali­stischen Bewegung ihre revolutionäre und aggressive Dynamik genommen werden könnte, dass sich die Partei dann in Flügelkämpfen zwischen den etablierten Parteiführern und Teilen der radikalen Basis aufreiben könnte. Dass sich dieses "Zähmungskonzept", das vor allem Papen verfolgte, als folgenschwerer Fehler herausstellte, dürfte auch auf der irrigen Annahme beruhen, dass zwischen Hitler und den konservativen Eliten zumindest ein minimaler Wertekonsens vorhanden sei. Hitler war aber mittlerweile für die alten konservativen Eliten unverzichtbar geworden, da er ihnen die emotional‑aggressive Massenbasis bot, ohne die sie die Macht nicht übernehmen und sichern konnten gegen die nach wie vor starken demokratischen und sozialistischen Kräfte. Treviranus scheint dies zu übersehen, wenn er den revolutionären Charakter der Bewegung als Gefahr für Hitlers Führungsanspruch sieht. Er unterschätzt dabei nicht nur das taktische Geschick Hitlers, sondern auch die organisatorischen Leistungen des Parteiapparats und die propagandistische Steuerung durch Goebbels.          Die Aufgabenstellung bezieht sich in besonderer Weise auf den AFB III.  

Klausuren zum Thema Nationalsozialismus

Eine Möglichkeit, sich mit dem Thema "Machtübergabe an Hitler" zu beschäftigen, wäre folgende Klausur, zu der sich bei Wikipedia sehr gute Hinweise finden lassen:
https://de.wikipedia.org/wiki/Industrielleneingabe#cite_note-1 

Eingabe führender Männer aus Wirtschaft und Industrie sowie großagrarischer Kreise an Reichspräsident von Hindenburg, Mitte November 1932  
Ew[1]. Exzellenz, Hochzuverehrender Herr Reichspräsident! Gleich Eurer Exzellenz durchdrungen von heißer Liebe zum deutschen Volk und Vaterland, haben die Unterzeichneten die grundsätzliche Wandlung, die Eure Exzellenz in der Führung der Staatsgeschäfte angebahnt haben, mit Hoffnung begrüßt. Mit Eurer Exzellenz bejahen wir die Notwendigkeit einer vom parlamentarischen Parteiwesen unabhängigeren Regierung, wie sie in dem von Eurer Exzellenz formulierten Gedanken eines Präsidialkabinetts zum Ausdruck kommt. Der Ausgang der Reichstagswahl vom 6. November d. J. hat gezeigt, dass das derzeitige Kabinett, dessen aufrechten Willen niemand im deutschen Volke bezweifelt, für den von ihm eingeschlagenen Weg keine ausreichende Stütze im deutschen Volk gefunden hat, dass aber das von Eurer Exzellenz gezeigte Ziel eine volle Mehrheit im deutschen Volke besitzt, wenn man ‑ wie es geschehen muss ‑ von der staatsverneinenden kommunistischen Partei absieht. Gegen das bisherige parlamentarische Parteiregime sind nicht nur die Deutschnationale Volkspartei und die ihr nahestehenden kleineren Gruppen, sondern auch die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei grundsätzlich eingestellt und haben damit das Ziel Eurer Exzellenz bejaht. Wir halten dieses Ergebnis für außerordentlich erfreulich und können uns nicht vorstellen, dass die Verwirklichung des Zieles nunmehr an der Beibehaltung einer unwirksamen Methode scheitern sollte. Es ist klar, dass eine des öfteren wiederholte Reichstagsauflösung mit sich häufenden, den Parteikampf immer weiter zuspitzenden Neuwahlen nicht nur einer politischen, sondern auch jeder wirtschaftlichen Beruhigung und Festigung entgegenwirken muss. Es ist aber auch klar, dass jede Verfassungsänderung, die nicht von breitester Volksströmung getragen ist, noch schlimmere wirtschaftliche, politische und seelische Wirkungen auslösen wird. Wir erachten es deshalb für unsere Gewissenspflicht, Eure Exzellenz ehrerbietigst zu bitten, dass zur Erreichung des von uns allen unterstützten Zieles Eurer Exzellenz die Umgestaltung des Reichskabinetts in einer Weise erfolgen möge, die die größtmögliche Volkskraft hinter das Kabinett bringt. Wir bekennen uns frei von jeder engen parteipolitischen Einstellung. Wir erkennen in der nationalen Bewegung, die durch unser Volk geht, den verheißungsvollen Beginn einer Zeit , die durch Überwindung des Klassengegensatzes die unerlässliche Grundlage für einen Wiederaufstieg der deutschen Wirtschaft erst schafft. Wir wissen, dass dieser Aufstieg noch viele Opfer erfordert. Wir glauben, dass diese Opfer nur dann willig gebracht werden, wenn die größte Gruppe dieser nationalen Bewegung führend an der Regierung beteiligt wird. Die Übertragung der verantwortlichen Leitung eines mit den besten sachlichen und persönlichen Kräften ausgestatteten Präsidialkabinetts an den Führer der größten nationalen Gruppe wird die Schlacken und Fehler, die jeder Massenbewegung notgedrungen anhaften, ausmerzen und Millionen Menschen, die heute abseits stehen, zu bejahender Kraft mitreißen. In vollem Vertrauen zu Eurer Exzellenz Weisheit und Eurer Exzellenz Gefühl der Volksverbundenheit begrüßen wir Euer Exzellenz mit größter Ehrerbietung.
Es folgen die Unterschriften von G. Beindorff, K. v. Eichborn, E. Helfferich, E. Hecker, Graf Kalckreuth, C.V. Krogmann, E. Lübbert, E. Merck, H.K. v. Oppen-Dannenwalde, F. Reinhart, A. Rosterg, Hj. Schacht[2], K. v. Schröder[3], R. Ventzki, K. Woermann und F.H. Witthoeft  

Veröffentlicht in: Albert Schreiner: „Die Eingabe deutscher Finanzmagnaten, Monopolisten und Junker an Hindenburg für die Berufung Hitlers zum Reichskanzler (November 1932)“, in: Zeitschrift für Geschichtswissenschaft, 4 (1956), S. 366–369.  

Arbeitsaufträge:  
1.     Arbeiten Sie die Grundgedanken des Textes heraus!
2.     Ordnen Sie die Quelle in ihren historischen Kontext ein!
3.    Erörtern Sie, welche Faktoren für die Machtübergabe an Hitler eine Rolle gespielt haben und beurteilen   Sie insbesondere die Rolle Hindenburgs

[1] Eure (wohlgeborene) von Abkürzung von frühneuhochdeutsch ewer, mittelhochdeutsch iuwer [2] Horace Greeley Hjalmar Schacht (* 22. Januar 1877 in Tingleff, Nordschleswig; † 3. Juni 1970 in München) war ein deutscher Politiker, Bankier, von 1923 bis 1930 und von März 1933 bis Januar 1939 Reichsbankpräsident sowie von 1934 bis 1937 Reichswirtschaftsminister. [3] Kurt Freiherr von Schröder (* 24. November 1889 in Hamburg; † 4. November 1966 ebenda) war ein deutscher Bankier, NSDAP-Gauwirtschaftsberater und SS-Brigadeführer.

Einen optionalen Erwartungshorizont für diese Klausur kann man hier finden:

Erwartungshorizont Eingabe 1932 an Hindenburg



Ein Vorschlag für eine  Klausur zum Thema: Außenpolitik im Nationalssozialismus mit dem weiteren - heute höchst aktuellen -  Schwerpunkt Appeasement Politik (siehe z.B. [1]   [1]http://de.wikipedia.org/wiki/Appeasement-Politik    ) , im besonderen einer Rede von Neville Chamberlain 1939 (siehe u.a.  http://de.wikipedia.org/wiki/Neville_Chamberlain    ) ist hier zu finden:

Aus der Rede  (1) des britischen Premierministers Chamberlain am 17.03.1939 in  Birmingham:

Als ich von meinem zweiten Besuch (2)  zurückkam, berichtete ich dem Unterhaus von einer Unterredung mit Herrn Hitler, in der er, mit großem Ernst sprechend, wiederholte, was er schon in Berchtesgaden (3)  gesagt hatte, nämlich, daß dies der letzte seiner territorialen Ansprüche in Europa sei und daß er nicht wünsche, in das Deutsche Reich Angehörige nichtdeutscher Rassen einzubeziehen. Und ferner steht in dem von Herrn Hitler mitunterzeichneten Münchener Abkommen die Klausel: „Die endgültige Bestimmung der Grenzen wird von einer internationalen Kommission durchgeführt werden” - die endgültige Bestimmung.  Und schließlich erklärten wir in der gemeinsam in München unterschriebenen Deklaration, daß jede weitere unsere beiden Länder betreffende Frage auf dem Wege der Besprechungen gelöst werden solle...
. . . Der gestern in Prag erlassenen Proklamation zufolge sind Böhmen und Mähren dem Deutschen Reich angeschlossen worden. Nichtdeutsche Einwohner,  zu denen natürlich die Tschechen gehören, werden dem deutschen Protektor im Deutschen Protektorat unterstellt. Sie haben sich den politischen, militärischen und wirtschaftlichen Bedürfnissen des Reiches zu unterwerfen. Sie werden Staaten mit Selbstverwaltung genannt, aber das Reich übernimmt ihre Außenpolitik, ihre Zölle und Akzisen (4), ihre Bankreserven und die Ausrüstung der entwaffneten tschechischen Armee. Und vielleicht das Unheimlichste: Wir hören wieder vom Auftauchen der Gestapo, der Geheimen Staatspolizei, und von der gewohnten Geschichte der Massenverhaftungen prominenter Persönlichkeiten mit den Folgen, die uns allen vertraut sind.
Deutschland hat der Welt unter seinem jetzigen Regime eine Serie von unangenehmen Überraschungen bereitet. Das Rheinland, der Anschluß Österreichs, die Lostrennung des Sudetengebietes - alle diese Dinge erregten und empörten die öffentliche Meinung der ganzen Welt. Jedoch, soviel wir auch einwenden mögen gegen die Methoden, die in jedem einzelnen dieser Fälle angewandt wurden, etwas ließ sich doch sagen – entweder wegen der rassenmäßigen Zugehörigkeit oder wegen allzulang mißachteter gerechter Ansprüche - etwas ließ sich doch sagen zugunsten der Notwendigkeit einer Änderung der vorhandenen Lage.
Aber die Dinge, die sich diese Woche unter völliger Mißachtung der von der deutschen Regierung selbst aufgestellten Grundsätze ereignet haben, scheinen zu einer andern Kategorie zu gehören, und sie müssen uns allen die Frage nahelegen: „Ist dies das Ende eines alten Abenteuers oder ist es der Anfang eines neuen?” „Ist dies der letzte Angriff auf einen kleinen Staat, oder sollen ihm noch weitere folgen? Ist dies sogar ein Schritt in der Richtung auf den Versuch, die Welt durch Gewalt zu beherrschen?”
Das sind schwere und ernste Fragen. . .
Und es scheint in der Tat, mit den Lehren der Geschichte vor aller Augen, unglaublich, es eine solche Herausforderung geben könne. Ich fühle mich verpflichtet, zu wiederholen, daß ich zwar nicht bereit bin, unser Land durch neue, nicht spezifizierte und unter nicht voraussehbaren Bedingungen funktionierende Verpflichtungen zu binden, daß aber kein größerer Fehler begangen werden könnte als der, zu glauben, unsere Nation habe, weil sie den Krieg für eine sinnlose und grausame Sache hält, so sehr ihr Mark verloren, daß sie nicht bis zur Erschöpfung ihrer Kraft einer solchen  Herausforderung entgegentreten werde, sollte sie jemals erfolgen. Für diese Erklärung habe ich - davon ich überzeugt - nicht nur die Unterstützung, die Sympathie und das Vertrauen meiner Bürger und Mitbürgerinnen, sondern ich werde auch die Zustimmung des gesamten britischen Weltreiches und aller andern Nationen haben, die zwar den Frieden hoch schätzen, aber die Freiheit noch höher.

In: Geschichte in Quellen, Bd. V, Weltkriege und Revolutionen 1914 — 1945, München 1970 2.Aufl.. S. 421ff.


Arbeitsaufträge:
Interpretieren Sie den vorliegenden Text, indem Sie
1.    den Text analysieren und die Position Chamberlains gegenüber Deutschland charakterisieren,
2.    die Rede in ihren historischen Kontext einordnen,
3.    die Möglichkeiten und Chancen der britischen Außenpolitik diskutieren, den Frieden in Europa zu      bewahren.

1)Die Rede wurde am 18.03.1939 in der "Times" veröffentlicht.
2) Zweites Treffen 22.09. bis 24.09.1938
3) Erstes Treffen 15.09.1938
4) Die Akzise oder Accise (lat./frz.) war eine indirekte Steuer, in der Regel eine Verbrauchssteuer beziehungsweise ein Binnenzoll. Akzisen wurden auf Grundnahrungsmittel (zum Beispiel Roggen, Weizen, Hopfen oder anderes Getreide beziehungsweise Mehl), auf Lebensmittel (Zucker, Salz, Fett, Fleisch), Genussmittel (Tabak, Kaffee, Tee, Bier, Sekt), auf Vieh oder auf den sonstigen Verbrauch erhoben.

Ein möglicher Erwartungshorizont  für diese Klausur ist hier downzuloaden:

Erwartungshorizont Chamberlain 1939
Konvention von Tauroggen 1812: General Yorck verpflichtet sich aus eigener Verantwortung  zur Neutralität   gegenüber Russland und  damit gibt es eine „Koalition“ Preußens und Russlands gegen Frankreich  


Ein  knapper Erwartungshorizont für diese Klausur könnte so aussehen (für Ergänzungen oder konstruktive Kritik wäre ich dankbar) :-)

--> Kernaussagen des Textes sind:
Ø  Der deutsch‑sowjetische Nichtangriffspakt habe die Argumentation Englands und Frankreichs entkräftet, die von einer drohenden Kriegsgefahr durch Deutschland ausgingen und es einzukreisen versuchten;
Ø  Der Paktabschluß sei der Beweis für eine Friedenssicherung im deutschen Sinne und Antwort auf die Behauptung der Westmächte;
Ø  Der deutsch‑sowjetische Nichtangriffspakt sei die Fortsetzung der bereits im 19. Jahrhundert begonnenen deutsch­russischen Zusammenarbeit;
Ø  Beweise dafür seien der Rapallo‑Vertrag von 1922, der Berliner Vertrag von 1926, die Konvention von Tauroggen 1812, Zusammenwirken während der Befreiungkriege gegen Napoleon und der Rückversicherungsvertrag unter Bismarck. Wegen der ideologischen Gegnerschaft der beiden Vertragspartner war das Volk irritiert, als es zu einem Abschluß kam. Deswegen war die nationalsozialistische Führung bestrebt, einer etwaigen Verunsicherung im Volk propagandistisch entgegenzuwirken. Deshalb versucht auch der Autor des Artikels, die Interpretation des Ereignisses in eine bestimmte Richtung zu lenken:
Ø  Übereinkunft stehe in der Tradition einer langen Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Rußland bereits in der Vergangenheit;
Ø  Zustandekommen des Vertrages dokumentiere die Überlegenheit der deutschen Außenpolitik;
Ø  weltanschauliche Fragen werden bewußt ausgeklammert.    
Darstellung der politischen Lage (historischer Kontext)  in Europa seit 1938 bis zum 25. 8. 1939 (Erscheinungsdatum des Artikels). Nach der Münchner Konferenz (29. 9. 1938) sah sich Hitler zu einer weiteren Expansion in Ostmitteleuropa ermutigt, weil er die Zugeständnisse der Westmächte als deren Schwäche interpretierte. Während er in einer geheimen Dienstbesprechung mit hohen Militärs schon 1937 (vgl. „Hoßbach­Niederschrift") einen genauen Eroberungsplan zur Gewinnung von „Lebensraum" entwarf, ließ er sich noch in der Öffentlichkeit als friedlicher Revisionspolitiker feiern. Deswegen kam der nächste Schritt Hitlers auf dem Weg zum „Großdeutschen Reich", nämlich die „Zerschlagung der Rest‑Tschechei", relativ überraschend. Am 15.3. 1939 marschierte die deutsche Wehrmacht unter Bruch des Münchner Abkommens in die Tschechoslowakei ein. Der tschechische Teil des Landes wurde in das „Reichsprotektorat Böhmen und Mähren" umgewandelt und praktisch ins Deutsche Reich eingegliedert. Die Slowakei brachte man in ein satellitenähnliches Verhältnis zu Deutschland. Am 23.3. 1939 besetzten deutsche Truppen das Memelgebiet. Um dem nun offenen Übergang Hitlers zu einer aggressiven Kriegsvorbereitung zu begegnen, gab England Ende März 1939 gegenüber Polen eine Beistandsgarantie ab. Hitler forderte die Rückkehr Danzigs ins Reich und kündigte den Nichtangriffspakt mit Polen und das Flottenabkommen mit England. Die beiden „Todfeinde" Hitler und Stalin traten trotz des ideologischen Gegensatzes in Verhandlungen ein und sorgten mit dem Abschluß eines deutsch‑sowjetischen Nichtangriffspaktes am 23. B. 1939 für eine außenpolitische Sensation. Bedeutung des deutsch‑sowjetischen Nichtangriffspaktes Die Bedeutung des deutsch‑sowjetischen Nichtangriffspaktes für die beiden Vertragspartner ergab sich aus den jeweils angestrebten außenpolitischen Zielen und den erhofften Vorteilen. Im geheimen Zusatzprotokoll nahmen Deutschland und die Sowjetunion die Abgrenzung ihrer Interessenssphären in Osteuropa vor. Hitler erhoffte sich damit, ‑ die Sowjetunion als möglichen Verbündeten der Westmächte auszuschalten, wenn es zum geplanten Überfall auf Polen kommen sollte, ‑ und den Rücken im Osten für geplante kriegerische Aktionen im Westen frei zu haben. Stalin glaubte, ‑ gegen das expansive Deutschland abgesichert zu sein, ‑ sich zunächst aus dem Krieg heraushalten zu können, ‑verfolgte eigene Expansionspläne, z. B. in Polen, und sah in Deutschland einen nützlicheren Bündnispartner als in England, das im Beistandspakt für Polen garantierte. ‑ Gleichzeitig begegnete Stalin mit dem Pakt einer drohenden außenpolitischen Isolierung der Sowjetunion. Beide, Stalin und Hitler, profitierten also, weil für beide in Aussicht stand, Zeit und Territorium zu gewinnen. Es bliebe noch festzuhalten, daß der SU in dieser Lage eine Schlüsselrolle für die Rettung des Friedens zukam; denn wäre es zu einem sowjetisch‑englischen Pakt gekommen, hätte sich Hitler einem drohenden Zweifrontenkrieg gegenüber gesehen, dessen Fatalität ihm aus dem 1. Weltkrieg noch in Erinnerung gewesen war.  

Eine zweite Klausur zum Thema "NS-Außenpolitik"

Auszug aus einem Artikel der „Hoyerswerdaer Nachrichten" vom 25. 08.1939
Deutsche Realpolitik formt das europäische Schicksal

Den englischen und französischen Einkreisungspolitikern sind an einem Tage sämtliche Trümpfe aus ihren Karten gefallen, denn die Bedeutung des deutschsowjetrussischen Nichtangriffspaktes hat den Ministern der demokratischen Staaten erneut einen Begriff von der gradlinigen und zielsicheren Politik Adolf Hitlers verschafft. Katastrophal ist der Rückschlag zu nennen, den London und Paris erlitten haben. Noch unangenehmer aber wird für die Einkreiser die Tatsache des Paktabschlusses dadurch, daß Englands Absichten, über die Verbreitung neuer Lügen von einer angeblichen deutschen Kriegsschuld aus dem Jahre 1914, nun auch ins Wasser fallen. In dieser unvorstellbaren Hilflosigkeit faselten die verantwortlichen demokratischen Staatsmänner wider besseres Wissen von einer drohenden Kriegsgefahr durch Deutschland. Nun haben sie überraschend die deutsche Antwort erhalten, die an Realistik für eine Friedenssicherung im deutschen Sinne nicht mehr zu übertreffen ist. Deutschland hat wieder einen Gefahrenherd beseitigt und damit der ganzen Welt bewiesen, daß niemals die deutsche, sondern die englische Politik zu Misstrauen Anlaß gibt, und daß auch die neutralen Staaten Europas britische Hilfe keineswegs nötig haben, denn von Großdeutschland erwartet sie Sicherheit. (...) Der Abschluß des Nichtangriffspaktes zwischen Deutschland und Sowjetrußland hat außerdem eine kaum zu übertreffende geschichtliche Bedeutung, denn der gestern in Moskau formulierte Vertrag bildet eigentlich eine Fortsetzung der im ganzen 19. Jahrhundert vorhanden gewesenen deutsch‑russischen Zusammenarbeit. Die Verbindung zwischen beiden Ländern war trotz der Nachkriegsverhältnisse nie ganz abgebrochen, es erfolgte ein ständiger Warenaustausch, ohne daß der alte Handelsvertrag eine volle Auswirkung erfuhr. Nach dem Weltkrieg konnte schon im Jahre 1922 der Rapallo‑Vertrag und 1926 das Abkommen über gegenseitige Neutralität fixiert werden. Bereits das Abkommen zwischen dem preußischen General York und General Diebitsch zu Tauroggen[1] im Jahre 1812, die Waffenbrüderschaft mit Rußland während der Befreiungskriege, die Völkerschlacht bei Leipzig und der Einmarsch 1814 in Paris zeugen von früherer deutsch‑russischer Verständigung. Die politische Erkenntnis des Altreichskanzlers so Bismarck in der gleichen Richtung, sein Werk ‑ der geheime Rückversicherungsvertrag zwischen Rußland und Deutschland ‑ ist nun mehr durch den Führer des nationalsozialistischen Deutschland fortgesetzt worden, nachdem der „Draht nach Rußland" mit dem Sturz Bismarcks zerschnitten und nicht mehr erneuert wurde. Aus: Hoyerswerdaer Nachrichten vom 25. 08. 1939, Nr. 100, 42. Jahrgang, Titelseite, Stadtarchiv Hoyerswerda    
Arbeitsaufträge:
1.    
Arbeiten Sie die wesentlichen Aussagen der Quelle heraus und erläutern Sie die Absicht des Autors !
2.    
Stellen Sie die Entwicklung der politischen Lage in Europa dar und gehen Sie insbesondere auf den Hitler-Stalin-Pakt ein !
3.     Erörtern Sie die Bedeutung des Hitler-Stalin-Paktes für den Verlauf des II. Weltkrieges !
[1] Konvention von Tauroggen 1812: General Yorck verpflichtet sich aus eigener Verantwortung  zur Neutralität   gegenüber Russland und  damit gibt es eine „Koalition“ Preußens und Russlands gegen Frankreich  

Ein optionaler Erwartungshorizont für diese Klausur könnte so aussehen:

 Kernaussagen des Textes sind: Ø  Der deutsch‑sowjetische Nichtangriffspakt habe die Argumentation Englands und Frankreichs entkräftet, die von einer drohenden Kriegsgefahr durch Deutschland ausgingen und es einzukreisen versuchten; Ø  Der Paktabschluß sei der Beweis für eine Friedenssicherung im deutschen Sinne und Antwort auf die Behauptung der Westmächte; Ø  Der deutsch‑sowjetische Nichtangriffspakt sei die Fortsetzung der bereits im 19. Jahrhundert begonnenen deutsch­russischen Zusammenarbeit; Ø  Beweise dafür seien der Rapallo‑Vertrag von 1922, der Berliner Vertrag von 1926, die Konvention von Tauroggen 1812, Zusammenwirken während der Befreiungkriege gegen Napoleon und der Rückversicherungsvertrag unter Bismarck. Wegen der ideologischen Gegnerschaft der beiden Vertragspartner war das Volk irritiert, als es zu einem Abschluß kam. Deswegen war die nationalsozialistische Führung bestrebt, einer etwaigen Verunsicherung im Volk propagandistisch entgegenzuwirken. Deshalb versucht auch der Autor des Artikels, die Interpretation des Ereignisses in eine bestimmte Richtung zu lenken: Ø  Übereinkunft stehe in der Tradition einer langen Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Rußland bereits in der Vergangenheit; Ø  Zustandekommen des Vertrages dokumentiere die Überlegenheit der deutschen Außenpolitik; Ø  weltanschauliche Fragen werden bewußt ausgeklammert.     Darstellung der politischen Lage in Europa seit März 1939 bis zum 25. B. 1939 (Erscheinungsdatum des Artikels). Nach der Münchner Konferenz (29. 9. 1938) sah sich Hitler zu einer weiteren Expansion in Ostmitteleuropa ermutigt, weil er die Zugeständnisse der Westmächte als deren Schwäche interpretierte. Während er in einer geheimen Dienstbesprechung mit hohen Militärs schon 1937 (vgl. „Hoßbach­Niederschrift") einen genauen Eroberungsplan zur Gewinnung von „Lebensraum" entwarf, ließ er sich noch in der Öffentlichkeit als friedlicher Revisionspolitiker feiern. Deswegen kam der nächste Schritt Hitlers auf dem Weg zum „Großdeutschen Reich", nämlich die „Zerschlagung der Rest‑Tschechei", relativ überraschend. Am 15.3. 1939 marschierte die deutsche Wehrmacht unter Bruch des Münchner Abkommens in die Tschechoslowakei ein. Der tschechische Teil des Landes wurde in das „Reichsprotektorat Böhmen und Mähren" umgewandelt und praktisch ins Deutsche Reich eingegliedert. Die Slowakei brachte man in ein satellitenähnliches Verhältnis zu Deutschland. Am 23.3. 1939 besetzten deutsche Truppen das Memelgebiet. Um dem nun offenen Übergang Hitlers zu einer aggressiven Kriegsvorbereitung zu begegnen, gab England Ende März 1939 gegenüber Polen eine Beistandsgarantie ab. Hitler forderte die Rückkehr Danzigs ins Reich und kündigte den Nichtangriffspakt mit Polen und das Flottenabkommen mit England. Die beiden „Todfeinde" Hitler und Stalin traten trotz des ideologischen Gegensatzes in Verhandlungen ein und sorgten mit dem Abschluß eines deutsch‑sowjetischen Nichtangriffspaktes am 23. B. 1939 für eine außenpolitische Sensation. Bedeutung des deutsch‑sowjetischen Nichtangriffspaktes Die Bedeutung des deutsch‑sowjetischen Nichtangriffspaktes für die beiden Vertragspartner ergab sich aus den jeweils angestrebten außenpolitischen Zielen und den erhofften Vorteilen. Im geheimen Zusatzprotokoll nahmen Deutschland und die Sowjetunion die Abgrenzung ihrer Interessenssphären in Osteuropa vor. Hitler erhoffte sich damit, ‑ die Sowjetunion als möglichen Verbündeten der Westmächte auszuschalten, wenn es zum geplanten Überfall auf Polen kommen sollte, ‑ und den Rücken im Osten für geplante kriegerische Aktionen im Westen frei zu haben. Stalin glaubte, ‑ gegen das expansive Deutschland abgesichert zu sein, ‑ sich zunächst aus dem Krieg heraushalten zu können, ‑verfolgte eigene Expansionspläne, z. B. in Polen, und sah in Deutschland einen nützlicheren Bündnispartner als in England, das im Beistandspakt für Polen garantierte. ‑ Gleichzeitig begegnete Stalin mit dem Pakt einer drohenden außenpolitischen Isolierung der Sowjetunion. Beide, Stalin und Hitler, profitierten also, weil für beide in Aussicht stand, Zeit und Territorium zu gewinnen. Es bliebe noch festzuhalten, daß der SU in dieser Lage eine Schlüsselrolle für die Rettung des Friedens zukam; denn wäre es zu einem sowjetisch‑englischen Pakt gekommen, hätte sich Hitler einem drohenden Zweifrontenkrieg gegenüber gesehen, dessen Fatalität ihm aus dem 1. Weltkrieg womöglich noch in Erinnerung gewesen wäre.

Zum Thema "Antisemitismus und Alltag" im NS eine Klausur mit (optionalem Erwartungshorizont) :

[1]

Klausur NS Antisemitismus


Ein Beispiel für eine Klausur aus dem Themenbereich  Nationalsozialismus mit dem Schwerpunkt "Machtergreifung" findet ihr hier:

LK Klausur Felder 1982 zum Ermächtigungsgesetz



Erwartungshorizont Felder 1982


Eine Klausur mit dem Schwerpunkt "Widerstand" gegen NS:


Aus den Überlegungen der Widerstandsgruppe um von Hassel und Goerdeler zu einem Regierungsprogramm für das "Nach‑Hitler‑Deutschland" (Januar/Februar 1940)
1. Die Deutsche Regierung ist entschlossen, den Krieg, in den Europa unglücklicherweise gestürzt worden ist, mit aller Kraft weiterzuführen, bis ein Friede gesichert ist, der den Bestand, die Unabhängigkeit, die Lebensbetätigung und die Sicherheit des Deutschen Reichs und Volks gewährleistet und gegenüber Polen im wesentlichen die alte Reichsgrenze wiederherstellt. (. . . ) 3. Die Deutsche Regierung überläßt der Geschichte das Urteil über die Grundsätze und Leistungen des Nationalsozialismus. Sie erkennt die gesunden und vorwärts­ führenden Gedanken an, die in ihm enthalten waren. Leider hat die bisherige      deutsche Regierung im klaren Widerspruch zu ihnen seit längerer Zeit begonnen, eine Politik zu treiben, welche die Seele des deutschen Volkes zu töten und seinen wirtschaftlichen Wohlstand zu untergraben geeignet war. 4. Eine unerträgliche Parteiherrschaft in Gestalt eines den eigenen Nutzen suchenden Bonzentums wurde aufgerichtet und legte sich wie ein enges Netz über das ganze Volk. Jede freie Meinungsäußerung auch auf unpolitischen Gebieten wurde zum Verbrechen gestempelt, alles freie Sichregen der Geister unterbunden. Ein unerhörtes Maß der Bespitzelung und Verleumdung wurde zur Regel. Die Rechtsprechung vor allem in Strafsachen wurde immer mehr Parteigesichtspunkten untergeordnet. Das Verfahren der Gestapo verletzte die elementarsten Grundsätze der Sittlichkeit und vernichtete die menschliche Persönlichkeit. Schwere Verletzungen von Recht und Gesetz, Angriffe auf Leib und Leben oder die Freiheit untadeliger Menschen bleiben straflos, ja wurden von oben ermuntert. (...) Gerade neuerdings geschahen im Zusammenhang mit dem Kriege, von der höchsten Stelle geduldet, Dinge, die in der deutschen Geschichte unerhört sind. In das gleiche Kapitel gehören die von Partei wegen gegen die Juden straflos began­genen fürchterlichen Greuel. (...) 7.     Zu alledem trat seit Beginn des Jahres 1938 eine Außenpolitik, die einen immer abenteuerlicheren Charakter annahm. Dem Volke wurde weisgemacht, daß ein Nichtachten aller Grundsätze und Bindungen "Realpolitik" sei. Durch Mangel an politischer Weisheit auf seiten aller Beteiligten kam es schließlich zum Kriege, der nach 20 Jahren mühevollen Wiederaufbaus die unmittelbare Gefahr heraufbeschwört, daß die höchsten europäischen Werte zum Vorteil des Bolschewismus zerstört werden. Die deutsche Regierung gibt die Hoffnung nicht auf, daß auch die Gegner Deutschlands die Notwendigkeit erkennen werden, nunmehr auf den oben angeführten Grundlagen zum Frieden zu kommen und der Welt die Möglichkeit zu geben, zu einem Zustand der Gesundheit und der Befriedigung zu kommen, aufgebaut auf dem Willen aller Nationen, in Treu und Glauben bei möglichst her­ abgeminderter Rüstung durch den Austausch geistiger und wirtschaftlicher Güter gemeint ist die deutsche Regierung nach dem Sturz Hitlers eine Gemeinschaft der Völker zu bilden. Es war der Widersinn der Pariser Verträge nach dem Weltkriege, der die tiefste
Ursache alles Unglücks bildet, das jetzt über die Welt gekommen ist. Sollten sich Deutschlands Gegner dieser Erkenntnis versagen, so wird die Deutsche Regierung daraus ohne Zögern die Folgen ziehen und den Krieg bis zum Äußersten weiterführen.  
(zitiert nach U. Cartarius (Hrsg.): Opposition gegen Hitler, Deutscher Widerstand 1933- 1945, Berlin 1984, S. 155f.)          
Arbeitsaufgaben:
 
1.     Arbeiten Sie die wesentlichen Grundgedanken aus dem Text heraus und bestimmen Sie die grundsätzliche Position gegenüber dem Nationalsozialismus !
2.     Untersuchen Sie insbesondere im Rahmen einer historischen Einordnung, ob die Einschätzung, dass die nationalsozialistische Außenpolitik  „seit Beginn des Jahres 1938 ... einen abenteuerlichen Charakter annahm“, zutreffend ist.
3.     Diskutieren Sie auf dem Hintergrund  Ihrer Arbeitsergebnisse das politische Selbstverständnis dieser Widerstandsgruppe !

Ein möglicher Erwartungshorizont zu dieser Klausur könnte so aussehen:

 Aufgabe 1  
In der Aufgabe 1 sollen die Schüler/innen in einem ersten Schritt im Rahmen einer Textanalyse die äußeren Merkmale der Quelle bestimmen. Neben der Quellenart ( > geheim > Vorüberlegungen eines Regierungsprogramms > schon weitgehende Planungen) sind die Autoren auf der Grundlage historischer Kenntnisse als Mitglieder der Widerstandsgruppe vom 20.Juli 1944 zu charakterisieren. In einem weiteren Schritt erfolgt dann eine kurze Textwiedergabe, die die wesentlichen Gedanken der Quelle zusammenfassen soll. Hier sind folgende Aussagen als wesentlich einzustufen: Þ    Der Krieg soll – auch nach der Machtübernahme – weitergeführt werden bis ein Friede gewährleistet werden kann, der den Status quo sichert. Þ    Die Verfasser erkennen den Nationalsozialismus prinzipiell als positiv an ( Z. 10ff.), kritisieren jedoch das „Bonzentum“ (Parteiherrschaft), den Verfall der Justiz und die Menschenrechtsverletzungen. Þ    Es wird ab 1938 ein Wandel der Außenpolitik konstatiert, den die Autoren als „abenteuerlich“ charakterisieren. Dieser Wandel in Verbindung mit dem „Mangel an Weisheit aller Beteiligten“ wird als Ursache für den Krieg herausgestellt. Þ    Es wird eine „Gemeinschaft der Völker“ angestrebt, die auf einem freien Austausch „geistiger und wirtschaftlicher Güter“ basiert. Þ    Als wesentliche Ursache des gegenwärtigen Unglücks werden die Pariser Verträge ( in engerem Sinne die Beschlüsse der Ententekonferenzen 1921 über die Reparationsleistungen , in weiterem Sinne auch Versailler Verträge ) hervorgehoben, die sich auf keinen Fall wiederholen sollen. Þ    Die politische Position der Verfasser ist als nationalkonservativ zu bezeichnen, worauf insbesondere auch die Formulierung, „ dass die höchsten europäischen Werte zum Vorteil des Bolschewismus zerstört werden“, hindeutet.     Die Aufgabenstellung bezieht sich auf die Anforderungsbereiche I und – im Rahmen der Quelleninterpretation – II.  
Aufgabe 2  
Im Rahmen der historischen Einordnung ist vor allem auf folgende Aspekte zu verweisen: Die wesentlichen außenpolitischen Ereignisse von 1938 bis 1939 waren: Þ    Der „Anschluß“ Österreichs 12.3.1938 Þ    Die Sudetenkrise und das Münchner Abkommen 29./30.09.1938 Þ    Annexion der Resttschechei 15.03.1939 Þ    Der Hitler-Stalin-Pakt 23.08.1939 Þ    Konflikt mit Polen Frühjahr bis 01.09.1939, Kriegsausbruch   Auch schon im Vorfeld sind die außenpolitischen Maßnahmen kritisch zu hinterfragen. Hier sind u.a. die Wiedereinführung der allgemeinen Wehrpflicht 1935 ( Bruch des Versailler Vertrages ), der Einmarsch ins entmilitarisierte Rheinland 1936 und das deutsch-englische Flottenabkommen 1936 zu nennen. In diesem Zusammenhang  ist als Rahmenbedingung der deutschen Außenpolitik die Appeasement-Politik Großbritanniens herauszuheben. Bis 1938 kann die deutsche Außenpolitik als Revisionspolitik  bezeichnet werden, die von breiten Teilen der Gesellschaft – insbesondere auf nationalkonservativer Seite - unterstützt wurde. Einen qualitativen Wandel stellt wohl die Sudentenkrise dar. Die Politik Hitlers ist spätestens ab 1936 auf einen kommenden Krieg ausgerichtet. Von daher sind  die außenpolitischen Maßnahmen ab 1938 mit einem höheren Kriegsrisiko behaftet, so dass der Schluß der Verfasser, dass die Außenpolitik „seit Beginn des Jahres 1938 ... einen abenteuerlichen Charakter annahm“, sich insbesondere in bezug auf das Vorgehen Hitlers als nachvollziehbar erweist.  
Aufgabe 3  
Die Aufgabe lässt folgende Aussagen erwarten: Die Widerstandsgruppe vom 20.Juli 1944 ist eindeutig dem nationalkonservativen   Widerstand zuzuordnen. Hier ergaben sich spezifische Problemlagen, da die Gruppe dem Nationalsozialismus durchaus Sympathien entgegenbrachte, jedoch der konkreten Herrschaftspraxis zunehmend kritisch entgegenstand. Weiterhin kann angemerkt werden, dass gerade die nationalkonservative Gesinnung die Widerständler in ein moralisches Dilemma brachte, da sie gegenüber dem Staat und auch Hitler ( Eid ) eine besondere Verpflichtung fühlten. In der Nachkriegszeit wurde der Widerstand im Dritten Reich in besonderer Weise mit der Gruppe vom 20.Juli 1944 identifiziert, während andere politische Gruppierungen erst später wahrgenommen wurden. Diese Orientierung muss angesichts der politischen Vorstellungen kritisch hinterfragt werden.  

Beispielklausuren 3


 
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